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Lieber Mais oder Meis? – Vorschläge zur Rechtschreibereform

Verfasst von Urs Scheidegger | |   Sprachriff

Solothurn us. Unter den neuen Vorschlägen für eine Rechtschreibereform findet sich unter anderem auch jener, ob künftig «Meis» statt «Mais» geschrieben werden
soll.

Das Institut für deutsche Sprache in Mannheim hat Vorschläge für eine Rechtschreibereform vorgelegt. Wie dem 230 Seiten starken Werk unter anderem zu entnehmen ist, sollen in Zukunft zum Beispiel Wörter wie Kaiser, Mais oder Waidmann mit «ei» statt mit «ai» geschrieben werden. Ausserdem soll die Zeichensetzung vereinfacht werden sowie die Trennung von «st» und «sp» erlaubt sein.
Die Vorschläge wurden im Auftrag der Kultusminister der Länder und des Bundesinnenministeriums erarbeitet. Im Mai des kommenden Jahres wollen die deutschsprachigen Länder über die Rechtschreibung beraten. □

 

 

■ DIE GLOSSE

Ordogravieh

Jetzt, da wir uns vom Schock einigermassen erholt haben, können wir ruhig darüber sprechen: Wörter wie «Kaiser», «Mais» oder «Waidmann» sollen in Zukunft mit «ei» statt mit «ai» geschrieben werden.
Was den Reformanlauf des Mannheimer Instituts für deutsche Sprache so menschlich anrührend macht, ist die Mitteilung, die Rechtschreibregeln seien
nur «unter grossem Aufwand an Zeit und Mühe zu vermitteln und zu erlernen». Wie wahr, wi war! Kaum hat der Primaner gelernt, dass Ordogravieh sich weniger in Zoologie- als in Rechtschreibefibeln auffinden lässt, da gibt’s auch schon wieder Meis mit dem Keiser oder Weidmann – und die arme Meid weiss auch nicht, wie ihr geschiht.
Nach allem, was man sonst noch so hört, sollen auch die Umlaute – auf gut Altdeutsch Diphtongue – halbwegs abgeschafft werden, was ja noch vertretbar wäre, solange es sich um das hässliche Fremdwort handelt. Geht es aber um die Sache, dann müssen wir die Anregung, «Schärpen», «Lärm» und ähnliches künftig mit «e» zu schreiben, aufs scherfste zurückweisen, weil wir es erstens viel Lerm um nichts finden und zweitens einfach nicht daran glauben, dass Scherpen im Ordogravieh-Stall viel Glück bringen...

Urs W. Scheidegger

 

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