Wissenschaftler wollten mal überprüfen, wie viele von Menschen – Ob8! Sprachriff! – verursachte Sachen es eigentlich auf Mutter Erde gibt. Gebäude, Strassen, Fabriken, Kernkraftwerke, Brücken, Tunnel, Häfen oder Mülldeponien wurden ebenso zusammengekramt wie Kunststoffe, Computer, Smartphones und anderer Elektroschrott. Das Ergebnis: 30 Billionen Tonnen. Auf diese Zahl kam eine internationale Gruppe von Geologen der Universität Leicester. 30 Billionen Tonnen Technik, sogenannte «Technosphäre». Das entspricht einer Belastung von 50 Kilogramm pro Quadratmeter Erdoberfläche. Nachzulesen in einer Studie, die in der Zeitschrift «The Anthropocene Review» veröffentlicht wurde. Wie schwer ist denn die Erde?
«Viele unserer Objekte und Strukturen können eingebettet in geologische Schichten bis in die ferne Zukunft erhalten bleiben», erklärt Zalasiewicz‘ Kollege Colin Waters. «Diese ‹Technofossilien› werden einst dazu dienen, das Anthropozän zu datieren und zu charakterisieren.» Bereits vor einigen Jahren haben die Forscher detailliert untersucht, was von unseren Bauwerken, Geräten und sonstigen Zivilisationszeugen konserviert wird und in welcher Form.
Mit ihren Forschungen sind die Wissenschaftler aus Grossbritannien Teil eines Projekts des Berliner «Haus der Kulturen der Welt» (HKW). Das vorerst bis 2018 angelegte Programm untersucht über einen Zeitraum von vier Jahren und in einer Vielzahl von Veranstaltungen, wie sich menschliche, planetarische und technologische Kräfte im Anthropozän zum gegenwärtigen Weltgefüge – der Technosphäre – verschalten. Aus dem bereits gesammelten Wissen haben HKW und das Max Planck Institut für die Geschichte der Wissenschaft eine Online-Plattform zum Anthropozän geschaffen - das Anthropozän-Curriculum
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«Technosphäre» vs. «Biosphäre»
Der Begriff der «Technosphäre» geht auf den US-Geologen Prof. Peter Haff zurück, der an der Studie mitgearbeitet hat. Die «Technosphäre» indes hat einen entscheidenden Nachteil gegenüber der «Biosphäre». Sie verhält sich parasitisch, so Mark Williams vom Leicester-Forschungsteam. Sie betreibt also Raubbau und hat – im Gegensatz zur Biosphäre – eine geringe Materialrecyclingquote. Und genau das könnte der «Erfolgsgeschichte» ein baldiges Ende setzen. Denn die Strukturen, welche die Menschheit geschaffen hat, umfassen den ganzen Planeten. Anhand von Farbe, Form oder Material haben die Forscher unfassbar viele «Technofossilien» ausgemacht. Ja die Vielfalt der von uns hergestellten Objekte würde bereits die biologische Artenvielfalt übertreffen. Die Arbeitsgruppe um Jan Zalasiewicz schätzte die «Artenzahl» der Technosphäre auf mehr als eine Milliarde – mehr als lebende Organismen-Arten auf der Erde.
Schätzungen reichen von drei bis zu 100 Millionen Tiere, Pflanzen, Algen und Pilze. Die Zahl von rund 8,7 Millionen Arten nennt ein Wissenschaftlerteam um Camilo Mora von der Dalhousie University im kanadischen Halifax in der Fachzeitschrift «Plos Biology».