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So nicht: «Deutsch Sprak – schwer Sprak»

Verfasst von Urs Scheidegger | |   Sprachriff

«Deutsch Sprak – schwer Sprak». Wirklich? Das Bonmot in dieser Form ist ein seltsames Eigengewächs und existiert so nicht; schon gar nicht, wenn Lessing ins Spiel kommt. Und die Tatsache, dass Deutsch eine schwierige Sprache sein soll, ist relativ.

«Deutsch Sprak – schwer Sprak», wird scherzeshalber gern zitiert, wenn es in Sprachkursen darum geht, die vermeintlich hohe Hürde des Deutschlernens zu beklagen. «Deutsch Sprak – schwer Sprak» wird sprichwörtlich gerne mitunter Lessing untergejubelt. Was so nicht stimmt, wie man leicht überprüfen kann. «Oh, was ist die deutsch Sprak für ein arm Sprak! für ein plump Sprak!», sagt der französische Leutnant Riccaut de la Marlinière in Lessings Komödie «Minna von Barnhelm», 4. Akt, 2. Szene.

Deutsch mag zwar mit seinen grammatischen Geschlechtern, vier Fällen, deklinierten Adjektiven und konjugierten Verben nicht ganz einfach sein, aber auch nicht die schwerste, wenn humanistisch geschulte Indoeuropäer grammatikalisch zu Werke gehen. Auch in den slawischen und romanischen Sprachen wird eifrig dekliniert und konjugiert. Altgriechisch und Latein machen es auch nicht einfacher mit den fünf gebliebenen von acht Kasus des Indogermanischen, dem Plusquamperfekt oder auch dem Partizip Futur Aktiv.
Mit so richtig ungewohntem Terrain aber wurde ich übrigens Mitte der siebziger Jahre konfrontiert, als es darum ging, mich in den neun  Nominal-Kategorien des Suaheli zurechtzufinden.

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