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Eins, zwei, viele Swifties - und das nicht erst seit Taylor Swift

Verfasst von Urs Scheidegger |

Was ein Swiftie ist und zu welchem Ende man es mit ihm betreiben kann, drängt ungebremst ins öffentliche Bewusstsein, seit die Fangemeinde der amerikanischen Singer-Songwriterin Taylor Swift den Begriff global für sich in Anspruch nimmt. Swifties jedwelcher Art indes gibt's schon lange. Seien es Besitzer kurzer Kleinautos oder Bewunderer lang(haarig)er Grossautoren.

Womöglich werden nicht nur künftige Politikerinnen, Wirtschaftsführerinnen, Ärztinnen, Anwältinnen Taylor Swift als Idol huldigen, Swifties halten schon jetzt Einzug in akademische Zirkel mit Dozenten, die sowohl in Gehalt wie Gestalt zwischen Erhabenheit und Lächerlichkeit pendeln. So auch an der Uni Basel ein Paradiesvogel im rot-gelb-grünen Batik-Sweatshirt mit schwarz lackierten Fingernägeln – ein Mann namens Andrew Shields, der unter anderem (Mandolinist, Übersetzer, Gitarrist, Bandleader) auch als Anglistik-Dozent performt. Was den Gehalt des zusammen mit Co-Dozentin Rachael Moorthy arrangierten Seminars betrifft, stehen Diskussion und Interpretation der Liedtexte von Taylor Swift sowie «ausgewählte wissenschaftliche Erkenntnisse zu Swifts Schreiben, Aufnahmen, Auftritten und seinem kulturellen Einfluss» im Zentrum. Konkret: Texte aller Songs von Taylor Swift aus den zehn Alben, die sie seit 2006 veröffentlicht hat, plus Sekundärliteratur.
Im Detail sieht das so aus, dass Parallelen zwischen Nietzsche und Taylor Swift aufgestöbert  werden. Da wäre also der Kultautor und sein mittlerweile zur Allerweltserkenntnis mutiertes Zitat, das in so viele Weltbilder und Lebenslagen passt. Und entsprechend häufig gedreht und gewendet wurde und wird: «Was uns nicht tötet, macht uns stärker.» Und Taylor Swift? Sie trällert: «What doesn't kill me makes me want you more». «Was mich nicht tötet, lässt mich dich noch stärker begehren». Und jetzt? Ein zeitgenössischer Resilienzratgeber? Oder eine weitere Variante aus Muttis Motivationstruhe: Was nicht tötet, härtet ab!
Interessanter wäre das jeweilige Umfeld, in dem die Texte von Nietzsche bzw. Taylor Swift entstanden sind.

Man kann Taylor Swifts kantenlose Radiomusik kritisieren, die Belanglosigkeit ihrer Texte dadurch schönreden, dass sich auch bei den Beatles Seichtes finden lässt etc. Aber man kann die Augen nicht vor dem Hyperkommerzialismus verschliessen, vor Swifts enormem Flugpensum und dem Umstand, dass sie Menschen, die ihr Verhalten kritisieren, mundtot machen will, indem sie mit Anwälten droht.

Swifties japanischen Ursprungs

Wir driften ab, also zurück zu den Swifties, als deren Zugehöriger sich Shields bekennt.
Swifties jedwelcher Art indes gibt's schon lange. Da sind einmal die Besitzer jenes knappen Kleinwagens namens Suzuki Swift, ein seit Herbst 1983 gebautes Modell des japanischen Automobilherstellers Suzuki. Nicht unbedingt kurzlebig, zumal im Oktober 2023 Suzuki auf der Japan Mobility Show eine seriennahe Konzeptstudie der siebten Generation präsentierte.

Langhaar-Swiftie mit den zahlreichen Pseudonymen

Wahrscheinlich möchte jeder Mensch lange leben, die wenigsten wollen jedoch wirklich alt sein. Das behauptete jedenfalls Jonathan Swift (*30. November 1667 †19. Oktober 1745), jener englisch-irischer Schriftsteller und Essayist aus der Epoche der Aufklärung, der für seinen Roman «Gullivers Reisen» und seine ebenso zahlreichen wie skurrilen Pseudonyme in Erinnerung bleibt: T.R.D.J.S.D.O.P.I.I. (The Reverend Doctor Jonathan Swift, Dean of Patrick’s in Ireland), A Dissenter, A Person of Quality, A Person of Honour, M.B. Drapier, Isaac Bickerstaff).

Apropos Jonathan Swift: Mit dem Jonathan-Swift-Preis wurde 2023 der Schweizer Schriftsteller Pedro Lenz geehrt. Seit 2015 wird die Auszeichnung jährlich vergeben. Sie ehrt Autorinnen und Autoren, die sich um «Humor und Satire verdient gemacht haben und Freude und Heiterkeit in unser Dasein bringen», wie es auf der offiziellen Seite heisst.

 

Jonathan Swift, Gemälde von Charles Jervas (um 1710).
Jonathan Swift, Gemälde von Charles Jervas (um 1710).
Suzuki Swift, ein seit Herbst 1983 gebautes Modell des japanischen Automobilherstellers Suzuki
Suzuki Swift, ein seit Herbst 1983 gebautes Modell des japanischen Automobilherstellers Suzuki

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