Begegnung an der Dammstrasse 5 in Derendingen Mitte der 1980er Jahre. Langsam bewegt sich die Schnecke weg vom Salatblatt auf dem Mittagstisch. Eine gefühlte Viertelstunde später muss sie approximativ einen halben Meter zurückgelegt haben – westwärts. Was hat sie vor? Ist sie unterwegs Richtung Jakobsweg? Wann kommt sie an in Santiago de Compostela?
Theoretisch kein Problem: Zwei Meter pro Stunde entspricht einer Geschwindigkeit von 0.002 km/h. Für die geschätzten 1500 km zum schneckischen Destination wären das 750000 Stunden. Sind 85.6164384 Jahre. Ganz schön lang für einen Bauchfüsser (Gastropoda), dessen Lebenszeit sich unter günstigen Umständen auf plus/minus ein Jahr beläuft. Ähmm… beschleicht.
Bislang alles Theorie, wie gesagt. Und die Praxis? Compost statt Compostela! Denn Ela – so nennen wir mal unsere Pilgerin im Gedenken an das abhanden gekommene Ende ihres Sehnsuchtsortes – müsste längst verrottet verortet werden im Kompost hinter dem Haus an der Derendinger Dammstrasse. Im «Sternenfeld» sozusagen, auf latein campus stellae, klingt doch ähnlich wie Kompostela. Sei's drum: Der Kreis(lauf) jedenfalls schliesst sich infofern, als das lateinische compostum (Friedhof) auch ewigen Frieden suggeriert.
Und Weltrekordhalter im Schneckentempo ist…
Noch ein kurzer Blick vom Parcours aufs Derendinger Compostum nach Congham (Norfolk, England), wo seit 1960 die Weltmeisterschaften im Schneckenrennen stattfinden. Die Rennstrecke im Grossen Britannien ist insofern ungewöhnlich, als sie kreisförmig daherkommt. Will heissen, all die Schumis, Speedies, Hurry-Expresses und wie die Schleimschleicher sonst noch heissen, rasen von der Mitte eines radial 33 cm messenden Circuit nach aussen. Tempo, tempo: Die schnellste Schnecke der Welt heisst …hiess… Archie. 1995 war es, als der/die/das immer noch amtierende Weltrekordhalter bereits nach 2 Minuten im Ziel war. Archie selig hat auch einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde von 1998.